Die Entstehungs-Geschichte der Band

The Memphis

 

1961 meinte meine Mutter, die Beste von allen, ich müsste unbedingt in die musikalischen Fußstapfen ihres Vaters treten, war er doch ein berühmter Geiger an der Oper.


"Opa" G.Melzl , Vater meiner Mutter
Geiger an der Oper in München


Auch befand sich berühmete Verwandschaft in America - Eleanor Steber , eine Star Sopranistin


Eleanor Steber ( 1914 - 1990 )



So bekam ich zum 16. Geburtstag eine Gitarre plus das Handbuch "Gitarre für Anfänger" sowie einen Gitarrenkurs. Diese hochgeistige Maßnahme hielt ich für sehr verspätet, waren doch meine Honda und die Mädels schon mehr als wichtig.


"Meine Honda C110 , Bj. 1961"

Ich hielt also dieses klobige Holzteil mit einem Loch in der Mitte in den Händen und versuchte vergeblich, nach dem Einschaltknopf. Das Ganze kam mir etwas spanisch vor, ich meinte, so hieß auch die Gitarre. Sehr zögerlich entlockte ich ihr die ersten Töne. War ich doch bis dahin virtuos bei der Bedienung von Radio, Plattenspieler und Tonbandgerät.
Geholfen mit den ersten Fingerübungen hat mir mein Freund Manfred, der in jeder freien Minute auf der Gitarre das Lied von Tom Dooley spielte. Es dauerte nicht sehr lange und Dank des Talents meines, übrigends sehr geräuschempfindlchen Musiklehrers, spielten wir zusammen das Lied von Tom Dooley.

Charly, ein weiterer Freund von Manfred, spielte auch Gitarre und somit waren wir schon zu dritt. Ein Partyraum wurde eingerichtet, um darin ohne Missklänge von "außen" gestört, üben zu können. Sie werden es erraten, bald spielten wir, mit einem Radio als Verstärker, zu dritt Tom Dooley.

 


Erste Bandbesetzung : Manfred , Charly und Heinz


Das mit dem Dooley wurde auf Dauer langweilg, frischen Wind brachte Jimmy mit, der Charly ersetzte. Zu guter letzt wurde auch Martin, der Sohn meines Musiklehrers, übrigends der einzige der Musik studierte, "überredet" mitzuspielen.

Die erste Verstärkerausrüstung, im kleineren finanziellen Rahmen, wurde gekauft. Ab jetzt probten wir in jeder freien Minute. Das hieß von 19 Uhr bis 22 Uhr wurde geübt und danach ab in die Goethestraße, in die "Rumba-Bar" und das "Palace de Dance" zum Anschauungs-Unterricht. Dort traten unserer berühmten Vorbilder auf, unter anderen, The Hurrican's, Paul Würges, The Javelins, und die Tielman Brothers.
Besonders die Tielmans begeisterten uns mit ihrem artistischen Gitarrenspiel, für uns aber leider unerreichbar. Jede Bewegung, jeder Akkord wurde beobachtet und verarbeitet. Trotzdem bieb uns nur übrig, die leichter erkennbaren Tricks der Tielmans nachzuahmen. Ihren besonderen Klang erreichten Sie durch sporadische Hereinnahme einer Baritongitarre, die Sologitarre war mit zusätzlichen e a d g Saiten bestückt und ein bis eineinhalb Töne tiefer gestimmt. Schaumgummi steckte unter den Saiten der Begleitgitarre und vorhanden war die beste Ausstattung von Fender, Echolette und Ludwig.



Unsere erste Ausstattung

 

Das Einüben der Titel wurde damals, mangels anderen Möglichkeiten, durch das Abhören von Schallplatten, zur besseren Verständlichkeit oft mit dem Finger leicht abgebremst, mühevoll einstudiert. Die Texte wurden lautmalerisch nachgesungen.


Auch unverzichtbar war die Schwester von Martin, die ebenfalls Musik studierte, und mit dem "absoluten" Gehör ausgestattet, für uns die richtigen Akkorde abhörte. Wir gaben uns große Mühe, möglichst wie unsere Vorbilder zu klingen, in der Dur, in der Klangfarbe sowie in den Effekten. Es machte mir viel Spaß, mit Vibrato, Hall und Echo zu experimentieren um den Originalklang zu erreichen. Bald hörte es sich schon nach einer guten Band an.


Ich an der Gitarre - "Übung macht den Meister"

 

Was nun noch fehlte, war der Bandname: Memphis, der Geburtsort unseres Idols, Elvis inspirierte uns und wir beschlossen, uns so zu nennen.

 

"The Memphis" waren geboren in folgender Besetzung:

Jimmy Brunner - Sologitarre
Manfred Büttner - Begleitgitarre
Heinz Steber - Bassgitarre
Martin Lienhard - Schlagzeug

 

 

Nachdem wir 1961 The Memphis gegründet hatten, kam im Frühjahr 1962 unser erster öffentlicher Auftritt zum "Record Hop"* in der ASV - Arena in Dachau. * ( Teenager Tanzveranstaltungen in den 60ern )

Der erste Auftritt war ein voller Erfolg. Das Publikum war begeistert und wir wurden, besonders von den Mädels, richtig bejubelt. Unser erstes Pressefoto wurde 1962 in den "Dachauer Nachrichten" veröffentlicht. Wir waren richtig stolz und fühlten uns schon wie Profis.

 


Unser erstes Pressefoto in den"Dachauer Nachrichten 1962"
( ganz links außerhalb des Fotos stehe ICH , aber leider war der Veranstalter wichtiger )

 

Bald folgten weitere Auftritte im Großraum von München. Um unseren musikalischen Ansprüchen gerecht zu werden, war es nun unbedingt erforderlich, endlich auch die Technik unserer Vorbilder, der Tielmans zu besitzen. 1 Fender Jazzmaster, 1 Fender Jaguar, 1 Fender Jazzbass, 3 Fender Showmann, sowie ein Ludwig Schlagzeug wurden gekauft. Wir waren die Größten !! ;-) . Endlich ausgestattet wie unserer berühmten Vorbilder, endlich eine Fender-Band.



Unsere Fender Ausstattung

 

Diese Ausrüstung musste aber auch transportiert werden. Angeschafft zu diesem Zweck wurde ein VW T1 Kastenwagen, schön beschriftet, der später noch durch einen Mercedes 319 Kleinbus ergänzt wurde. Die Tournee der "The Memphis" konnte beginnen !

 


The Memphis vor ihrem Tourbus, ein 59er VW T1 Samba Bus


1963 - Rock'n Roll war schon etwas aktuell veraltet, es gab neue Titel:
Da Do Run Run, Wipe Out, If a had a hammer, Telstar, Pipeline. Aber auch diese Titel machten Spaß zu spielen und wurden fleißig einstudiert. Wir gewannen den Wettbewerb: "Gesucht wird die beste Beatles-Band" veranstaltet von Pepsi-Cola Deutschland. Begleitet wurden wir schon öfteres von unserem Stammpuplikum. Von den amerikanischen EM-Clubs ( amerikanischer Militärclub für Mannschaftdienstgrade ) in München, Garmisch, Bad Tölz, Ulm , Augsburg, wurden wir oft angefordert, es machte uns großen Spaß dort zu spielen.

Es war eine schöne Zeit und sehr wichtig, um unser Repertoire und die Routine zu festigen.


The Memphis beim Üben
( v.l. Jimmy, Manfred, Martin und Ich )



Zwischendurch immer wieder Beat-Party's und Auftritte in Nachtlokalen. Dann unsere ersten Monatsengagements. Beat-Club Kempten, Trichter-Bar in Stuttgart, Astoria Casino in Freiburg und in München "Blauer Engel" , "Cracker-Box", "Sahara", "Rumba-Bar" , Bongo-Bar und viele andere.

 


Berühmt-berüchtigte Musik-Bars: Trichter-Bar Stuttgart ( unten ) Bongo-Bar München ( oben )


Ein neues Musik-Erleben begann. Von 20 -3 Uhr früh oder später, pro Stunde 45 Minuten Auftritt, 15 Minuten Pause. Danach noch andere Bars, nette Mädchen die uns kostenfrei verwöhnten und Ärger mit Ihren Jungs. Es war Himmel und Hölle und zehrte an der Substanz. Gut war, Captagons waren damals noch frei erhältlich.

1964 - Wir waren leer und sehnten uns zu unseren amerikanischen Clubauftritten zurück.

Erneut bewarben wir uns wieder bei den Amerikanern und wurden auch wieder angefordert. Nur zu unserem Entsetzen, mussten wir etwas leiser spielen. Wir traten auf in den NCO Clubs (Amerikanischer Militärclub für Offiziere und Generäle ) bei den Offizieren und Generälen, zu Geburtstagspartys und festlichen Beförderungen.


Szenen aus den EM und NCO Clubs


Wir mussten uns verändern und bemühten uns um eine Sängerin. Es kam Theresa. Eine attraktive Blondine, gesanglich im Conni-Francis Stil mit einem Schuss Country. Manfred strahlte, hatte er endlich mehr Country-Unterstützung. Außerdem stockten wir unserer Titelliste um einige Instrumentalnummern auf.
Aber dennoch, es war schrecklich. Wir grinsten schleimig, waren leise und spielten Schlagerfox, es war schmerzhaft für unserer Ohren. Auf die Dauer untragbar, wir waren Rock’n Roller.


Unsere Sängerin Theresa im 64er Triumph Spitfire

Ein Gespräch bei unseren amerikanischen Auftraggebern klärte die Situation und wir wurden neu eingeteilt. Als zusätzliche Showband mit unseren Rock- und Beatles Titeln für einen Stunde am Abend. Nun waren wir die Stars, wir kamen spät und gingen früh. Auch unserer treuen Hubert ( Rody ) konnten wir uns leisten. Er erledigte den Transport sowie den Auf- und Abbau der Verstärker. Öfters war er auch nach den Auftritten für "unseren" Transport zuständig.


The Memphis ( die erste Drum-Beschriftung noch mit "ys" )

Wir waren zwar wieder bei den NOC-Clubs, aber als Rock and Beat Abendattraktion, besonders für die Töchter der Offiziere. Zustände wie im Paradies !! Oft hatten wir auch 2 Auftritte, wie zum Beispiel in Berchtesgaden, um 22 Uhr im Club oben am Obersalzberg und um 1 Uhr unten im Tal, im Berchtesgadener Hof. War auch anstrengend, aber wir waren die Stars.

Dann unser Höhepunkt, eine Tournee durch Süddeutschland mit Ambros Seelos, Jochen Brauer Sextett, Bernd Spier, Blue Diamonds, Medium Terzett, Teddy Parker, Paul Würges, Jimmy Makulis, Manuela und die five Dops, Susi Ball, Nora Nova und Gus Backus. Auch viele Schlagerklänge, aber „wir“ durften rocken und beaten. Ein Renommeé für uns war der Zeitungsbericht vom „Erdinger Anzeiger“.



1965 – Sam the Sham & the Pharaohs, Herman’s Hermits, The Mc Coys, The Byrds, The Kinks, The Hollies. Der Klang und das Aussehen änderte sich.

Durch unsere vielen Beatles-Auftritte kam schon 1964 ins Gespräch, den Klang und auch die Optik zu ändern, und uns mehr an die Beatles anzugleichen. Die englischen Beatbands, allen voran die Beatles, benutzen Gitarren von Rickenbacker, Gertsch, Höfner, sowie VOX Verstärker. Der Fender-Klang sowie unserer Schalkragen-Sokkos waren über Nacht altmodisch. Jugend ist unerbittlich wenn es um Mode geht.


Britische Beatbands stürmten scharenweise nach Deutschland. Bevorzugt wurde plötzlich der rohe, ungeschliffene Mersey-Beat. Wir konnten uns unsere distinguierten und virtuos gespielten Gitarrenläufe und Solis sowie die Bühnenakrobatik schenken. Die Auftritte in den Tanzbars wurden nun an englische Bands vergeben, die für eine Drittel der üblichen Bezahlung spielten.


Wir waren auf der Kippe, neue Anlage, schmutziger neuer Klang, weniger Geld für Monatsauftritte. Es war nicht mehr meine Rock’n Roll-Welt und ich beschloss, aufzuhören. Auch für Manfred, den ältesten von uns, wurde es schwierig. Es drohte nach mehrmaligen terminlichen Verschiebungen, in Kürze die Einberufung zum Wehrdienst. Mit einem anderen Bassisten machte meine Band , „The Memphis“ noch einige Monate weiter. Ich besuchte sie noch mit einem wehmütigen Gefühl in Heidelberg, kurz darauf aber war die Trennung der Band endgültig.

 

2006 Der Sound ist wie damals.
Sommer 2005 war es mein Wunsch, zu meinem 60. Geburtstag 2006, die Memphis wieder zu vereinen und zusammen zu spielen. Es war leider nicht möglich. Alle hatten berufliche Verpflichtungen und keine Zeit. Um „The Memphis“ wieder aufleben zu lassen, suchte ich mir anderer begeisterte Rock’n Roller, im Sound von damals.

 

„The Memphis“ 2006 in folgender Besetzung:

Tibor Takaes, Lead Guitar ; Bogdan Hruby, Rhythm Guitar ; Janis Bankavs, Drums ; Chris Hoeltl, Keybord ; George Oliver, Vocal ; Ray King, Sax und Heinz Steber, Bass Guitar.

Ich musste fleißig üben, hatte ich doch gut 40 Jahre kein Instrument mehr gespielt, für einen alten Rock’n Roller aber kein Problem. Sehr geholfen haben mir Bogdan, Roger und Oliver, um in kurzer Zeit wieder gut spielen zu können. Nochmals war ich beschäftigt, die Instrumente und Verstärker der Marken: Fender, Echolette und Ludwig, zu besorgen. Endlich, wir waren wieder eine Fender Band. Nur zu Tom Dooley konnte ich die neuen „The Memphis“ „noch nicht“ überreden.


Der erste Auftritt im Februar 2006 war eine voller Erfolg. Es war ein unbeschreibliches Gefühl, nach 44 Jahren wieder auf der Bühne zustehen, mit den Bandfreunden Spaß zu haben, die alten Klänge wieder im Ohr, eine Zeitreise, und ich hoffe sehr, dass noch viele weitere Gigs folgen werden.

 

- Heinz Steber , 2006 -